Skizze zu einem Bilde Alma's





In seltenen Epochen gebiert die Natur und offenbaren glückliche Umstände der Welt eine jener Frauen, deren Bild die glühende Phantasie des Dichters und das Talent des Künstlers nur schwach wiederzugeben vermögen, so bewunderungswürdig sind in ihr die Eingebungen des Herzens und des Geistes, so wie die Schönheit der äußeren Formen in jeder Einzelheit und im Einklänge ihres Ganzen. Ein solches Wesen ist Alma! Von ihrem reichen, seidenartigen und glänzenden Haare, dessen Schwärze die leichte Blässe ihres Antlitzes hebt, bis zu ihrem niedlichen, in den anziehendsten Verhältnissen geformten Fuße, ist Alles an ihr eine Zusammenstellung von Reizen, von denen ein jeder einzeln genommen, hinreichen würde, die Einbildungskraft lebhaft zu bewegen. Das volle und reine Oval ihres Gesichts; ihre Züge, ein unnachahmliches Muster der Vollkommenheit; schwarze Augen, deren durch eine engelgleiche Sanftmut gemilderte Flammen eine unwiderstehlich hinreißende Gewalt üben; ihre Stirne, der sichtbare Sitz ihres Genies; ein reizender Mund, den ein halbes Lächeln umspielt, in dem sich die liebenswürdige Fröhlichkeit, von einer rührenden Bescheidenheit verschleiert, malt; ihre weißen, so schön gereihten Zähne, von so zierlicher Form; die Grübchen in ihren Wangen, deren fast unbemerkbare Bewegung ihrer Physiognomie ein außerordentliches Leben verleiht; die Farbe ihrer ebenen und samtartigen Haut (das deutliche Zeichen einer blühenden Gesundheit); die lieblichen Linien ihrer Büste, welche in eine schlanke Taille und in zarte Glieder übergeht, in denen sich indessen ein kraftvoller und energischer Bau zeigt; ihre edle und anmutige Haltung; der köstliche Klang ihrer Stimme; endlich der feinste Geschmack und die Sorgfalt ihres Anzugs, bilden eine bezaubernde Vereinigung unvergleichlicher Reize. Man verbinde damit einen genialen Geist, ein wesentlich gutes, rechtliches und der zartesten Bewegungen fähiges Herz, und zu großmütige Gesinnungen, als dass die Eitelkeit oder irgend andere üble Neigungen darin Raum fänden, und man hat dann einen schwachen Begriff von dem Glücke, welches sie gewähren könnte, wenn sie nur einfach ein Weib wäre; aber man füge noch den ganzen Zauber eines Künstlertalents hinzu, eines Talents, zu der Stufe gebracht, worauf eine solche Person es erheben musste, das heißt, zum Ideal des Erhabenen; man sehe ihre glühende und dichterische Seele durch eine entzückende Pantomime, die Liebe und ihre Freuden, ihre Verzweiflung und ihre Schrecken schildern, oder das sanfte Schmachten, die Fröhlichkeit, die Sorglosigkeit, man sehe diese Fee durch ihren bezaubernden Blick, der bis in das Innerste der Herzen dringt, hinreißen oder versteinern, und man hat doch nur einen Teil der Wunder ihrer Kunst angestaunt. Man sehe sie die luftigsten Stellungen mit einer unerklärlichen Eleganz annehmen, wie sie mit der Spitze ihrer kleinen Füße kaum die Erde in Tänzen berührt, deren blendende Schnelligkeit der Bewegung von einer so unaussprechlichen Grazie begleitet ist, dass die größten Schwierigkeiten der Ausführung ihr keine Anstrengung zu kosten scheinen. Dann möchte man um einen ihrer Blicke ihr bis an's Ende der Welt folgen, und das höchste Glück würde dem zu Teil, für den dieser Blick aus dem Herzensgründe Alma's bestimmt worden wäre.