LVI. Liebesbrief
Meine gute Alma, wenn Du dieses Billet erhältst, bin ich schon auf dem Wege nach ... Wie im Vorgefühle dieser plötzlichen Abreise, habe ich meinen letzten Brief vom 29. April geschrieben, worin ich Dir alle Gedanken ausgedrückt, welche eine zärtliche und aufrichtige Neigung mir für Dich eingibt; so kann ich denn jetzt da hinabsteigen, wohin mich das Schicksal fortreißt. Ich habe meine Sendung erfüllt, und in Zukunft wird Deine Seele klar sehen, welche hingebende Liebe mich an Dich fesselte. So lebe denn wohl, meine Alma, lebe wohl geliebter Engel, einziges Wesen auf der Erde, welches alle Wünsche meines Herzens erfüllen könnte! Als im vergangenen Herbste Dein Leben in Gefahr war, habe ich den Himmel gebeten, Dich um den Preis meines ganzen Glückes zu retten; ich wurde erhört, Gott hat Dir Deine Gesundheit und Deine Freuden wieder geschenkt, aber von diesem Augenblicke an, hat er mich ununterbrochenen Schmerzen preisgegeben. Du kennst die Verlegenheit schon, in welche ich durch ... geraten bin. Kaum hatte dieser Kummer ein Ende genommen, als ein großes unerwartetes Unglück mich heimsuchte. Ich gehe also in ein Land, wo ich nur Veranlassung zu Schmerzen finden werde. Ich habe alle Kräfte meiner Seele angewandt, um Dir ein so schmerzliches Lebewohl mit Ruhe zu sagen.