XLIII. Liebesbrief
Meine Alma, meine angebetete Freundin, aus welchen unerklärlichen Gründen erhalte ich seit so langer Zeit keine Nachrichten von Dir? Eine unaufhörliche Unruhe, die ich nicht zu entfernen vermag, hat sich meiner bemächtigt. Nagende Sorgen verzehren mich; tausend schmerzhafte Gedanken gären in meinem Kopfe; jede Stunde verdüstert mein trostloses Dasein. Solltest Du ein Herz der Vergessenheit überlassen, welches an Dir hängt, wie an dem Erlösungs-Engel, der für uns zur Erde gestiegen ist! Wenn ich einen ruhigeren, geduldigeren Charakter besäße, so hätte ich in den Verhältnissen, worin ich mich befinde, warten und nach Lage der Sache handeln müssen, aber diese Geduld, diese Ruhe sind mir fern von Dir unmöglich; ich vernachlässige meine Zeit, meine Interessen und mein Leben. Die Hoffnung mich mit Dir zu vereinigen, so betrüglich sie auch war, beherrschte alle meine Entschlüsse. Der Gedanke, sie jetzt auf immer zerstört zu sehen, drängt sich ohne Unterlass meinem Geiste auf. Diese Ungewissheit, diese bewölkte Zukunft versetzt mich in eine tiefe Entmutigung, welche mich nur verlässt, um mich zum äußersten Grad der Verzweiflung zu treiben. - Alma, bis wann wird mein trauriges Schicksal diesen Zustand unaussprechlicher Qualen dauern lassen? Wird meine Seele nie die heftigen Gefühle meines Herzens mäßigen können!