II. Liebesbrief





Als Du Dich zuerst meinen Augen in blendender Schönheit und in dem Zauberglanze zeigtest, der Dein glückliches Erbteil ist, fesselte der maßlose Wunsch, Dein Wohlwollen zu erwerben, meine Denkkraft, machte mich furchtsam und hemmte meine Schritte. Deine sanfte Güte und Dein liebenswürdiger Charakter haben meine Seele wieder erhoben; die beständige Freundschaft, welche Du mir versprochen hast, ist die köstlichste Hoffnung meines Lebens; aber ein verhängnisvoller Zwang reißt mich aus Deiner Nähe, Du entfernst Dich und meine Glückseligkeit wird nur noch Erinnerung sein! Wie viel tödlich langweilige Tage werden auf mich lasten! Wie viel Qualen werden mein Herz zerreißen! Ich kann mich vor diesem betrübenden Gedanken nicht retten, und als Deine bezaubernden Blicke gestern auf mich allein zu ruhen schienen, mischte sich das Glück, welches ich empfand, mit so viel bitterer Traurigkeit, dass ich nicht die Kraft hatte, die Schmerzen einer Leidenschaft zu unterdrücken, zu verbergen, welche, wie ich voraussehe, dem Unglück geweiht ist. Alma, die Natur hat, als sie Dich schuf, sich in ihrem Werke erschöpft, und die begehrlichste Einbildungskraft kann nicht darüber hinaus gehen. Meine Wünsche haben eine Grenze gefunden, und mein Schicksal wird für immer von Dir abhängen.