I. Liebesbrief





Das Urbild der Schönheit, wie ich es mir in seinem höchsten Glanze denke, bist Du; wenn ich Dich betrachte, verschwindet jeder Gedanke an menschliche Unvollkommenheit; ich kann Dich nur bewundern, und nicht daran zweifeln, dass der Geist welcher so viele Reize belebt, nicht eben so erhaben, edel und liebenswürdig sein sollte, als Deine Gesichtszüge bezaubernd und Deine Haltung anmutig sind! Vielleicht haben die Berührungen mit denen, welche Dich umgeben, und die Bedingungen, welche Dir Deine Stellung auferlegte, die Entwickelung Deiner Fähigkeiten beschränkt oder abgelenkt, aber in Deiner Seele muss ein unversiegbarer Quell süßer und entzückender Begeisterung sein. Ein einziger Blick von Dir hat in meinem Gedächtnisse jeden anderen Wunsch verwischt, als den, Deine Freundschaft zu verdienen; ich atme, spreche, handle nur durch Dich; mein Leben scheint aufs Neue gestählt und gereinigt; an diesem Dasein der Liebe, belebe ich zärtliche, und glühende Leidenschaften wieder, welche ich auf immer für mich entschwunden glaubte! Durch welche Opfer kann ich eine solche Wohltat aufwiegen? Ach! lass mich ferner unter dem Zauber dieses himmlischen Gefühls leben, verlängere den köstlichen Glückstraum; lass den Stern der Hoffnung meinen Augen wie ein wohltätiger Führer auf dem Wege zu Deinem Herzen voranleuchten.